Diskriminierung am Arbeitsmarkt: Migrantinnen sind mehrfach benachteiligt

On Februar 6, 2014, Veröffentlicht von , in Beruf und Karriere, By ,,,,, , mit Kommentare deaktiviert für Diskriminierung am Arbeitsmarkt: Migrantinnen sind mehrfach benachteiligt

Junge Migrantinnen  sind gut ausgebildet und wollen in verschiedenen Berufsfeldern Karriere machen. Trotzdem zeigt eine Untersuchung der Initiative Girl´s Day, dass die meisten Frauen hinter ihren Erwartungen zurückbleiben und in einem sehr begrenzten Berufsspektrum arbeiten, welches  hauptsächlich mit geringen Aufstiegschancen und niedrigen Gehältern verbunden ist. Die Befragung von 10.100 Mädchen, darunter 24 Prozent mit Migrationshintergrund, ergaben, dass die Hälfte der jungen Frauen eine Ausbildung in nur 5 verschiedenen Berufen macht, darunter Arzt-bzw. Zahnarzthelferin und Friseurin.  Die Karrierewünsche der Mädchen sehen dagegen anders aus: Ärztin und Juristen stehen hoch im Kurs, beliebt sind auch kaufmännische Berufe oder das Lehramt. Damit zeigen sie eine höhere Offenheit für verschiedene Berufsfelder als Mädchen ohne Migrationshintergrund. Doch wieso können junge Migrantinnen ihre Berufswünsche nicht verwirklichen?

Lange wurde davon ausgegangen, dass individuelle Faktoren eine vorrangige Rolle spielen. Das Migrantinnen nur in einer beschränkten Zahl von Ausbildungsberufen zu finden sind wurde mit mangelnden Sprachkenntnissen, mangelnder Schulbildung und geringem Ehrgeiz begründet. Diese Annahmen sind inzwischen mehrfach wiederlegt worden: Mädchen mit Migrationshintergrund  legen Studien zufolge einen hohen Wert darauf eine vollqualifizierte Ausbildung zu absolvieren und machen sich besonders viele Gedanken über ihren beruflichen Werdegang. Im Vergleich zu Männern mit Migrationshintergrund wird deutlich, dass auch schulische Leistungen keinen Einfluss auf die geringe Zahl von Ausbildungsberufen haben, da sie durchschnittlich sogar bessere Leistungen erzielen. Doch wenn die Mädchen dann von der Schule in die Arbeitswelt wechseln, haben sie eine geringere Chance ihren Berufswunsch zu verwirklichen als  Männer mit Migrationshintergrund und noch im höheren Maße als Frauen und Männer ohne Migrationshintergrund. 

Es kann hier also von einer mehrfachen Diskriminierung von Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt gesprochen werden. Grundsätzlich haben es Jugendliche mit Migrationshintergrund schwerer den gewünschten Ausbildungsplatz zu finden, trotz gleicher Qualifikation. Hinzu kommt, dass Frauen gegenüber Männern auch ohne Migrationshintergrund in der Arbeitssuche in vielen Fachbereichen benachteiligt sind. Zwar spielen bei der Suche nach Auszubildenden zunächst formale Kriterien wie Schulabschlüsse eine Rolle, hauptsächlich wird aber danach entschieden, wie gut die BerwerberInnen in den Betrieb passen. Hierbei haben junge Migrantinnen häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. So zeigte eine Studie in der Schweiz, dass schulische Abschlüsse und Leistungen die geringe Einstellungszahl weniger begründen, als das Geschlecht oder der Migrationshintergrund.

Da viele Migrantinnen ihre schlechten Chancen auf den gewünschten Ausbildungsplatz kennen, schränken sie ihre Berufswünsche schon bei der Ausbildungssuche stark ein, da sie sich, mehr als Männer, an die wahrgenommenen Arbeitsmarktrealitäten anpassen.  Sie wählen eher die 5 geläufigen Ausbildungen, in denen viele andere Migrantinnen arbeiten, da sie daher erfolgsversprechender erscheinen. Dadurch konkurriert eine große Zahl von Frauen um wenige Ausbildungsplätze, was die Chance auf eine Ausbildung weiterhin verschlechtert.

Aus diesem „ Teufelskreis“ können junge Migrantinnen nur herauskommen, in dem Ausbildungsstätten ihre Strukturen ändern und sich für junge Migrantinnen öffnen. Denn nur durch den Kontakt können Vorurteile abgebaut und das Berufsspektrum für Migrantinnen erweitert werden.

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