MINT Berufe – Ist die Frauenförderung erfolgreich?
Es gibt gute Neuigkeiten in Bezug auf die Karrierechancen von Frauen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, den sogenannten MINT Berufen. Aus einer aktuellen Studie des DGB geht hervor, dass die Zahl der angestellten Naturwissenschaftlerinnen seit 2007 um 44% gewachsen ist und auch unter den Ingenieurinnen gibt es ein Viertel mehr Beschäftigte.
Zahlen sich Initiativen zur Förderung von Frauen in den MINT Berufsfeldern, wie der 2001 ins Leben gerufene „Girls day“ oder Projekte wie „Komm, nach MINT“ das 2008 von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurde, langsam aus? In diesem Jahr wurde sogar der Frauen MINT Award gegründet um Studentinnen für ihre Facharbeiten mit Preisgeldern bis zu 3.000 Euro zu belohnen. Nach internen Evaluationen sind diese Initiativen erfolgreich. 87.400 Mädchen haben in den ersten drei Jahren an den verschiedenen Projekten von „Komm, nach MINT“ teilgenommen. Davon geben 70 % an, danach eine Laufbahn in den MINT Berufen anzustreben oder bereits eingeschlagen zu haben.
Dennoch ist der Frauenanteil in technischen Berufen insgesamt stark unterdurchschnittlich. In diesem Bereich sind nur 18, 4 % der Stellen von Frauen besetzt, während Frauen auf dem gesamten Arbeitsmarkt knapp die Hälfte der Beschäftigten ausmachen. Auch bei den Zahlen der Absolventinnen von Studienfächern wie Mathematik und Naturwissenschaften zeigen sich kaum Fortschritte. Frauen sind hier nach wie vor nur mit 20 % bis 30 % vertreten. Damit hat sich der Frauenanteil in den letzten 20 Jahren nicht grundlegend geändert.
Glaubt man Thesen wie der von Psychologin Susan Pinker, wollen Frauen schlichtweg keine Karriere in technischen Berufsfeldern machen. Die Kanadierin hat herausgefunden, dass sich bei einem hohen Lebensstandard eines Landes mehr Frauen für typische Frauenberufe entscheiden. Das sei darauf zurückzuführen, dass Frauen, wenn sie nicht in finanzieller Notlage sind, lieber mit Menschen arbeiteten als mit Maschinen und ihnen die Zeit mit der Familie wichtiger sei, als eine steile Karriere.
Dabei stellt sich die Annahme, dass Ingenieursberufe unkommunikativ, rein handwerklich und damit auch dreckig und schmutzig sind, als Klischee heraus. Doch dass Ingenieurinnen viel im Team arbeiten und die Kommunikation sehr wesentlich ist, wissen die wenigsten jungen Frauen. Hierbei fehlt es an genügend weiblichen Vorbildern, die Mädchen von dem Gegenteil überzeugen können. Fragt man nämlich Studentinnen, warum sie sich für MINT Fächer entschieden haben, berichten sie von Frauen die erfolgreich in diesen Berufen gearbeitet haben. Oft sind sie auch Töchter von Ingenieuren, die ihnen einen Einblick in das Arbeitsumfeld ermöglicht haben. In dieser Hinsicht sind Projekte wie der „ Girl´s Day“, bei dem Mädchen männerdominierte Berufe kennenlernen, durchaus hilfreich.
Ein größeres Hindernis für die Förderung von Frauen in den Mint Berufen stellt die Vereinbarkeit von Familie und Karriere dar. Mehr als ein Drittel der Frauen berichten von diesem Problem und nennen die starke berufliche Belastung als Hauptgrund. Denn natürlich ist vielen Frauen die Familie besonders wichtig, doch kommen ArbeitnehmerInnen Frauen in den technischen Arbeitsfeldern kaum mit Teilzeitangeboten entgegen. Nur rund 25 Prozent der Frauen in MINT-Berufen arbeiteten im Jahr 2011 in Teilzeit, während die Teilzeitquote von Frauen über alle Berufsgruppen hinweg 36 Prozent betrug. Besonders bei den Ingenieurinnen war die Quote der in Teilzeit abreitenden mit 17 Prozent am niedrigsten.
Eine weitere Abschreckung ist die ungleiche Bezahlung der beiden Geschlechter. Denn schon beim Berufseinstieg verdienen Frauen zehn Prozent weniger als Männer und das bei der gleichen Arbeit. Im Laufe des Berufslebens vergrößert sich der Abstand auf knapp 20 Prozent.
Es zeigt sich, dass Frauen bei einem realistischen Einblick in das Arbeitsfeld durchaus eine Karriere in technischen Berufen wählen. Um Frauen in den MINT Berufen erfolgreich zu fördern, muss ihnen ermöglicht werden, Karriere und Familie unter einen Hut zu bekommen. Und das bei gleicher Bezahlung.