Finanzbranche: Frauen fehlen
Das Frauen nicht mit Geld umgehen können, ist ein längst überholtes Klischee. Sie sind sogar an der Börse oft erfolgreicher als Männer, da sie weniger riskant investieren und höhere Rendite erzielen.
In den Führungsetagen der Finanzbranche sind Frauen dennoch stark unterrepräsentiert.
Zwar sind laut Zahlen des statistischen Bundesamtes sechs von zehn Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Finanzbranche weiblich. In den Volks- und Raiffeisenbanken beträgt der Frauenanteil gut 57 Prozent, in den Sparkassen sogar 63 Prozent. Doch Ende 2012 waren in den 100 größten deutschen Banken und Sparkassen nur 4,2 Prozent der Vorstände weiblich – 17 Frauen standen 390 Männer gegenüber. In öffentlich-rechtlichen Banken lag der Frauenanteil mit 3,6 Prozent noch unterhalb des allgemeinen Durchschnitts. Insgesamt ist gerade mal jedes 25. Vorstandsmitglied der 100 größten Banken eine Frau.
Einen Grund für den Mangel an erfolgreichen Investmentbankerinnen ist die Studienwahl vieler Frauen. Während die Karriere im Bankgeschäft oft Kenntnisse im Rechnungswesen und der Finanzwirtschaft voraussetzt, legen Studentinnen Schwerpunkte auf Marketing und Personalwesen.
Weiterhin wird den Frauen der Weg zur erfolgreichen Bankerin erschwert, da immer noch die Angst vor höheren Ausfallzeiten aufgrund der Familiengründung besteht.
Das es auch anders geht, zeigen jüngst Frauen in den Vorständen von Instituten wie der Frankfurter Volksbank, der Ethik Bank und der Direktbank MoneYou.
Wird sich dieser Trend auch in den großen Privatbanken durchsetzten?
Die Deutsche Bank setzte vor Kürze ein Zeichen, in dem sie die ehemalige Finanzchefin von JPMorgan Dina Dublon in das Kontrollgremium holte. Auch die EZB hat sich nach ausführlichen Diskussionen in der Führungsebene für eine, jedoch unverbindliche, Quote entschieden. In vielen Zielvereinbarungen von Führungskräften stehen inzwischen Vorgaben zur Frauenförderung.
Wer zum Beispiel ausschließlich Männer für die Karriereleiter empfiehlt, muss mit weniger Bonus rechnen.
Doch auch in der Finanzbranche gilt: solange sich Familie und Karriere nicht vereinbaren lassen, werden weiterhin nur wenige Frauen in die Führungsetagen deutscher Banken einziehen.