Männer- das vernachlässigte Geschlecht?

On Februar 6, 2014, Veröffentlicht von , in Beruf und Karriere, By ,,,, , mit Kommentare deaktiviert für Männer- das vernachlässigte Geschlecht?

Die Gleichstellungspolitik in Deutschland hat zum Ziel, gleiche Chancen für Frauen und Männer zu schaffen. Im Fokus steht dabei die vorhandene Benachteiligung  von Frauen in allen Lebensbereichen.  Doch wie steht es um die Männer in unserer Gesellschaft?  Es scheint  so, als würden Jungen und Männer keine besondere Förderung benötigen. Doch neue Untersuchungen zeigen das Gegenteil.

Schon in der Schule zeigt sich, dass die Jungen von den Mädchen „überholt“ wurden: Sie schreiben schlechtere Noten, bleiben öfter sitzen und machen nicht so oft das Abitur wie Mädchen.  Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung  haben ergeben, dass im Jahr 2008 mehr Frauen als Männer in Universitäten eingeschrieben waren.

Auch Untersuchungen im Bereich der Gesundheit geben Anlass zur Sorge. Aus dem Männergesundheitsbericht 2013 geht hervor,  dass die Suizidrate bei Männern dreimal höher liegt als bei Frauen.  Auch die Anzahl der Männer, bei denen nach der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein problematischer Alkoholismus festgestellt wurde, ist um weiten höher. Demnach hat rund jeder dritte Mann zwischen 18 und 64 Jahren einen problematischen Alkoholkonsum. Bei den gleichaltrigen Frauen liegt der Anteil bei etwa 9 Prozent.

Was sagen uns diese Untersuchungen über die Situation von Jungen und Männern? Woher kommen diese Unterschiede zwischen den Geschlechtern und stehen sie im Zusammenhang mit der vermehrten Förderung von Frauen?

Die große Anzahl der Initiativen und Projekte für Frauen macht deutlich, dass es in unserer heutigen Gesellschaft eine gesteigerte Sensibilität für die Benachteiligung von Frauen gibt. Diese ist auch lange noch nicht unbegründet- betrachtet man Probleme wie das Gender Pay Gap, die geringe Anzahl von Frauen in Führungspositionen oder die hohe Altersarmut bei Frauen.  Die starke Förderung von Frauen ist notwendig, da sie in vielen Bereichen aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt werden.

Fakt ist aber, dass die gravierenden Probleme vieler Jungen und Männer, die die aktuellen Studien bestätigen, weder in der Politik, noch in  der öffentlichen Debatte genügend Aufmerksamkeit erhalten.  Ähnlich wie Frauen sind Männer gesellschaftlichen Idealvorstellungen ausgesetzt, die sie unter Druck setzten und schwer zu erfüllen sind. Von ihnen wird erwartet, dass sie stark sind,  mehr Handeln als über Empfindungen sprechen, im Job erfolgreich sind, aber dennoch die Familie nicht vernachlässigen. Die  Bilder von durchtrainierten Männern und dürren Models in der Werbung haben einen starken Einfluss auf beide Geschlechter. Experten schätzen, dass 25 Prozent der Magersüchtigen Männer sind.  Dennoch gibt es nur wenige Anlaufstellen für Männer.

Auch die hohe Suizidrate und der unter Männern verstärkt auftretende Alkoholismus,  kann mit den Rollenklischees in Verbindung gebracht werden.  Wenn Männer an einer Depression leiden, sprechen sie wenig über ihre Probleme und versuchen sich häufig mit „typisch männlichen“ Verhaltensweisen wie Alkohol Konsum, oder durch vermehrtes Sporttreiben abzulenken. Dadurch werden die Symptome bei Männern oft nicht erkannt und behandelt. Nach den ForschrInnen des Männergesundheitsberichts werden männerspezifische psychische Probleme in der Medizin und im öffentlichen Bewusstsein bisher kaum beachtet.

Auch die Ursache dafür, warum Jungen heute schlechter in der Schule abschneiden, ist schwer zu finden. Manche Untersuchungen zeigen, dass der Grund dafür in  der hohen Anzahl von weiblichen Erzieherinnen und Lehrerinnen liegt, andere attestieren Jungen eine geringere Leistungsbereitschaft.  Der Aktionsrat Bildung hat jedenfalls beobachtet, dass Jungen um den Übergang auf das Gymnasium zu schaffen, eine deutlich höhere Leistung erbringen müssen als Mädchen. Der Untersuchung zufolge führen schlechte Schulabschlüsse von jungen Männern auch dazu, dass sie im späteren Leben häufiger arbeitslos sind als Frauen. Abgesehen von den Gründen, besteht auf jeden Fall der Bedarf nach Förderprojekten, die besonders die Lernschwierigkeiten von Jungen berücksichtigen.

Bei der geschlechterspezifischen Förderung geht es nicht um einen Wettkampf um Aufmerksamkeit. Vielmehr sollten bestehende Rollenklischees hinterfragt und spezifische Probleme beider Geschlechter gleichermaßen in den Fokus öffentlicher Debatten und der Gleichstellungspolitik gerückt werden.

 

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