Frauen als Ernährerinnen

Der Mann arbeitet, die Frau kümmert sich um Kinder und  Haushalt. Was nach einem längst überholten Rollenklischee klingt, ist in Deutschland immer noch häufig der Fall.

Beginnt sich das altbackene Familienmodell zu wandeln? Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat untersucht, dass Frauen einen wachsenden Teil zum gemeinsamen Verdienst beitragen. So verdienten im Jahr 2000 in gut drei von zehn Partnerschaften noch ausschließlich Männer das Geld. Elf Jahre später sei dies nur noch bei einem Fünftel der Paare der Fall gewesen. Der Grund für die Entwicklung ist, dass in Deutschland immer mehr Frauen berufstätig sind.

Das Bild des Mannes als Alleinernähers verliert damit zwar an Bedeutung, doch dass eine Frau mehr als ihr Partner verdient, bleibt die Ausnahme. Nur in einem Zehntel der Partnerschaften habe die Frau mehr als 60 Prozent des gemeinsamen Einkommens verdient.  Außerdem arbeitet bei mehr als 40% der Paare der Mann in Vollzeit, die Frau in Teilzeit. Diese traditionelle Arbeitsaufteilung stellt in Deutschland das häufigste Erwerbsmodell dar.

In Deutschland ist die Angst noch weit verbreitet, dass mit einer Änderung des Rollenbildes auch ein Verlust der Familie einhergeht. Eine Frau die Karriere machen will, hat keine Zeit für die Familiengründung, meinen viele. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall.  In Länder wie Schweden und Dänemark, die die höchste Frauenerwerbsquote aufweisen, liegt auch die Geburtenrate am höchsten. So ist die Wahrscheinlichkeit für das zweite und weitere Kinder umso höher, je mehr sich die Einkommen der Eltern gleichen.

Doch das männliche Ernährermodell wird in Deutschland weiterhin durch die Politik gefördert, allen voran durch das steuerliche Ehegattensplitting. Das kostet den Staat 20 Milliarden Euro  jährlich. Für Krippen, Kindergärten und Horte werden dagegen jährlich rund acht Milliarden Euro ausgegeben.

Das die Frau die Kinderbetreuung selbst übernimmt und der Mann der Hauptverdiener ist wird  durch Programme, wie die Einführung des Elterngeldes gefördert. Das manifestierte Rollenbild beeinflusst auch das Verständnis in den Beziehungen zwischen Männern und Frauen.

So zeigen Untersuchungen, dass es bei Männern Verlust und Versagensängste auslösen kann, wenn die Frau ein höheres Einkommen hat. Solange kein umdenken in der Politik stattfindet, arbeitende Frauen zu unterstützen, statt ihnen Steine in den Weg zu legen, wird sich an dem traditionellen Familienmodell auch wenig ändern.

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