Wer hat es erfunden? Eine Frau!
Denkt man an die großen Erfindungen des letzten Jahrhunderts, fallen einem Namen wie Johannes Gutenberg, Carl Benz und Thomas Edison ein. Die Liste der erfolgreichen Erfinder lässt sich um zahlreiche Namen ergänzen. Doch wie sieht es mit Erfinderinnen aus? Haben Frauen schlichtweg nichts Neues entdeckt oder entwickelt? Wohl kaum. Der Grund, warum Erfinderinnen oft nicht bekannt sind, ist ein historischer. Alles was eine Frau damals besessen hat – auch ihre Erfindungen – war vor dem Gesetz bis in das 19. Jahrhundert Eigentum des Mannes. So haben Frauen ihre Erfindungen häufig verkauft oder unter dem Namen ihres Ehegatten patentieren lassen. Erst im Jahre 1809 durfte die erste Frau ihr eigenes Patent anmelden: Mary Dixon Kies entwickelte eine bedeutende Methode zum Weben von Stroh mit Seide. Dieses Verfahren wurde auf ihren Namen patentiert. Darauf folgten mehr als 500 bedeutende Erfindungen von Frauen, vom Scheibenwischer, über den Filterkaffee bis hin zur Spülmaschine. Frauen haben auch in den Bereichen Forschung und Medizin entscheidend zur Lösung von Problemen beigetragen. So war es Marie Curie, die die zerstörende Wirkung von Radiumbestrahlung auf Krebszellen erkannte und 1911 dafür den Physik-Nobelpreis erhielt. Fanny Smith und die Ärztin Astley Carrington bauten den ersten leichten Rollstuhl und Stephanie Kwolek konzipierte Kevlar, eine stahlähnliche Faser, die seither für Autoreifen, Sturzhelme und kugelsichere Westen verwendet wird.
Heutzutage ist die Zahl der Patentanmelderinnen eher gering und steigt nur langsam. Nach Untersuchungen von Sabrina Weber und Ulrike Busolt von der Hochschule Furtwagen lag die Zahl der von Frauen angemeldeten Patentante aus Deutschland in den Jahren 2006 und 2008 nur bei sieben Prozent. Insgesamt sind Forscherinnen in Deutschland unterrepräsentiert. In den Forschungs-und Entwicklungszentren deutscher Unternehmen sind nur 13% der Forschenden weiblich, nur in Taiwan, Japan und Südkorea ist der Frauenanteil niedriger. Schon in wissenschaftlichen Studiengängen sind kaum Studentinnen vertreten. Nur etwa elf Prozent aller Studienanfänger im Bereich Ingenieurswissenschaften sind weiblich.
Dabei sind Frauen bei der Entwicklung von neuen Produkten entscheidend. Schon lange ist bewiesen, dass Arbeitsteams mit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis viel effizienter arbeiten. Außerdem konzipieren rein männliche Entwicklungsteams ihre Produkte oft an den Anforderungen und Bedürfnissen von Frauen vorbei. Der Airbag zum Beispiel war jahrelang erfolglos, weil die Erfinder vergessen hatten, dass Frauen in der Regel etwas kleiner sind als Männer. Der Airbag schnellte mit einer zu großen Wucht heraus und stellte damit für Frauen und Kinder eine Lebensgefahr dar. Auch die ersten Spracherkennungssysteme, die heute etwa in Service-Hotlines eingesetzt werden, reagierten nicht auf Frauenstimmen.
Ein Produkt wird also umso erfolgreicher, je mehr beide Geschlechter an der Produktion beteiligt werden. Dafür muss das Talent von Frauen, neue Produkte zu entwickeln und Forschungen voranzutreiben, mehr in den gesellschaftlichen Fokus rücken.