Scheidung – Sozialer Abstieg für Frauen?

On Dezember 10, 2012, Veröffentlicht von , in Beruf und Karriere, By ,,,,,,,, , mit Kommentare deaktiviert für Scheidung – Sozialer Abstieg für Frauen?

In Deutschland liegt die Scheidungsrate aktuell bei knapp 50 %.  Mehr als die Hälfte der Scheidungen werden dabei von der Ehefrau eingereicht. Eine US-Studie zeigt, dass der  meiste Streit durch finanzielle Fragen ausgelöst wird. Auseinandersetzungen über Geld und über die unfaire Verteilung von Ausgaben, lassen die Trennungsquote ansteigen, und zwar um 70 %.
Doch dieses Problem ist auch nach der Scheidung selten gelöst, vor allem Frauen stehen nach der Trennung vor dem sozialen Abstieg.

2008 wurde die Unterhaltspflicht  unter der großen Koalition stark eingeschränkt. Grund dafür war der Entwurf eines neuen, zeitgemäßen Frauenbildes. Die Frau von heute macht Karriere, ist eigenständig und somit auch finanziell unabhängig vom ehemaligen Ehepartner. Seitdem müssen, nach der Scheidung, allenfalls zu große Vermögensunterschiede zwischen den Ehepartnern ausgeglichen werden – und das nur für einige Jahre. Es gilt das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit.

Doch in vielen Fällen stimmt das moderne Bild der Frau mit der Realität nicht überein, besonders bei sogenannten „Alt-Ehen“. Frauen, die vor Jahrzehnten geheiratet haben, übernahmen traditionell die Rolle der Hausfrau und Mutter und  mussten sich oft, ohne Alternative, auf das Einkommen des Ehemannes verlassen. Kinderbetreuungsangebote gab es kaum, geschweige denn Ganztagsschulen.

Diesen Frauen droht nach der Trennung heute die Armut. Das Armutsrisiko für Alleinerziehende, betroffen sind hauptsächlich Mütter, lag im Jahr der Unterhaltsreform (2008) bei 35,9 Prozent, 2010 sogar schon bei 43 Prozent. Immer mehr Geschiedene müssen von Sozialhilfe leben.
Auf dieses Problem will der Gesetzgeber jetzt reagieren und das Scheidungsrecht nachbessern. Langjährige Ehen mit traditioneller Rollenverteilung sollen bei der Bemessung des Unterhalts stärker berücksichtigt werden. Die Änderung soll bis zum 1. März 2013 in Kraft treten.

Die Grundlegende Reform des Scheidungsrechtes von 2008 soll jedoch nicht rückgängig gemacht werden, wer heute, oder vor wenigen Jahren geheiratet hat, ist nach der Trennung für die finanzielle Situation eigenverantwortlich.

Vor allem die prekäre Situation alleinerziehender Mütter in Deutschland zeigt jedoch, dass viele Frauen auch heute noch nicht die Möglichkeit haben, das moderne Rollenbild der Karrierefrau in die Realität umzusetzen. Bevor das Scheidungsrecht an dieses Ideal angepasst wird, sollten Frauen dabei unterstützt werden, wirklich vom Ehepartner unabhängig zu sein. Das geht nur bei gleichem Gehalt für Frauen und Männer, sowie einem ausreichenden Betreuungsangebot.

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