Hin und Her mit der Frauenquote…
Wie bitte? Selbst die Arabische Emirate haben mehr Frauen in Spitzenpositionen als Deutschland? Wie geht das denn? Aber das berichtet der Spiegel laut einer weltweiten Umfrage, die das britische Institut Experian im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton durchführte. Demnach sind Frauen in Führungspositionen nur in jedem dritten Unternehmen vertreten und schneiden im internationalen Vergleich weiterhin schlecht ab: In den …USA und Italien haben mit über 70% Frauen als Führungskräfte und Russland und China soll es in jedem Unternehmen Frauen als Führungskräfte geben
(vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deutschland-hat-weniger-chefinnen-als-alle-anderen-wirtschaftsnationen-a-957688.html).
Woran die CDU gescheitert ist, will nun die SPD umsetzen: Familienministerin Frau Manuela Schwesig und Justizminister Heiko Maas haben ihre Leitlinien, die noch in diesem Jahr in einen Gesetzesentwurf münden sollen, vorgelegt. Damit ist ein Schritt getan, um den Frauenanteil in den Führungsetagen großer Firmen und im öffentlichen Dienst durch gesetzliche Vorschriften zu erhöhen.
Die Süddeutsche titelt „Weibspersonen, Himmel hilf!“ und schreibt, dass die Quote für gut ausgebildete Frauen eine Beleidigung ist, aber leider unvermeidbar. Aber lassen Sie sich mal den nächsten Satz auf den Lippen zergehen!
„ Was die Aufstiegschancen und Bezahlung von Frauen angeht, ist Deutschland noch immer ein Entwicklungsland.“ So schneiden Mädchen besser in der Schule ab, an der Uni sind sie auf der Überholspur, aber im Spitzenmanagement sind sie dann nicht mehr zu sehen. Im Beruf ziehen die Männer an den Mädchen vorbei. Laut Süddeutsche sind 17 % der deutschen Aufsichtsräte weiblich, 6% der Vorstände und in jedem fünften Betrieb sitzt gar keine Frau in der Chefetage
(vgl. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/frauenquote-weibspersonen-himmel-hilf-1.1921507).
Die Bundesregierung ist anscheinend auch 65 Jahre nach ihrer Gründung nicht in der Lage, dass Frauen genauso selbstverständlich wie Männer einen verantwortungsvollen Platz in Wirtschaft und Gesellschaft finden – so, wie er in vielen Nachbarländern selbstverständlich ist.
Vielleicht geht es ohne Quote in Deutschland nicht, denn
– Chefposten werden nach dem Ähnlichkeitsprinzip besetzt und das heißt „Männer“
– Männlichkeit wird immer noch als „Qualifikation an sich“ gesehen
– alte Denkmuster über das, was Frauen und was Männer können, bestehen immer noch.
Die Frauenquote ist auf dem Weg
Geplant ist, dass die derzeit 108 börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen verpflichtet werden, ab 2016 eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent in ihren Aufsichtsräten zu erfüllen. Damit sollen in den Aufsichtsräten zukünftig mindestens jeder dritte Posten weiblich besetzt sein. Befürworter der Frauenquote sagen, „nur“ 108 Unternehmen – Gegner sind schon 108 Unternehmen zu viel. Für Unternehmen, die nur eine der beiden Voraussetzungen erfüllen – also entweder börsennotiert oder mitbestimmt sind – sollen ab 2015 verbindliche Zielvorgaben zur Erhöhung des Frauenanteils gelten. D.h. das ca. 3.500 Unternehmen sich selbst Quoten und Fristen setzen können, aber sie müssen ihre Fortschritte regelmäßig veröffentlichen.
Wäre es nach der SPD gegangen, würden wir nicht von 30%, sondern von 40% sprechen. Aber diese Forderung war gegen die Union nicht durchzusetzen. Und -die Liberalen lehnen grundsätzlich die gesetzliche Quote ab.
Was heißt das? Wenn die vorgestellten Leitlinien tatsächlich umgesetzt werden, können 2016 mehr als doppelt so viele Frauen wie derzeit in die Aufsichtsräte der Dax160-Unternehmen auf Aktionärsseite einziehen.
Wenn Unternehmen die Vorgabe nicht einhalten können, den Posten mit einer Frau zu besetzen, muss laut Schwesig ein frei werdender Aufsichtsratsposten frei bleiben. Das damit die Frauenquote nicht nur auf Liebhaber trifft, liegt nahe ….
(vgl. http://www.rp-online.de/politik/deutschland/manuela-schwesig-die-frauenquote-ist-nicht-alles-aid-1.4090509)
Frauen wollen und sollen keine Handlanger für männliche Kollegen sein. Wie gut, dass viele Unternehmen bereits erkannt haben, dass Frauen ein großes Potential in sich tragen und gut ausgebildet – selbstbewusst und durchsetzungsstark sind. Allerdings, hat sich dies bereits wirklich rumgesprochen, wenn es um Aufsichtsratsposten geht? Ist das nicht ein Job, den man nicht lernen kann…. Oder nicht ausüben kann, wenn man noch nie Führungsverantwortung innehatte?
Was ist das eigentlich für ein Job? Fakt ist: Bislang gibt es keine konkreten Anforderungen an die Qualifikationen eines Aufsichtsrates.
Gemäß der AR- Berufsgrundsätze der Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland e.V. (VARD), dem deutschen Berufsverband für Aufsichtsräte, gibt es 3 Stufen der Qualifikation eines Aufsichtsrates
(vgl. http://www.vard.de/):
- Grundvoraussetzungen: Persönlichkeit, (finanzielle) Unabhängigkeit und unternehmerische Erfahrung
- Basiskompetenzen: Kontrollkompetenz und Teamkompetenz.
- Spezialkenntnisse: Branchenerfahrung, Internationalität, Finanzen etc., d.h., Kenntnisse, die die Person für die konkrete Zusammensetzung eines individuellen Aufsichtsrates geeignet machen.
Frauen wird per se erst einmal abgesprochen, genügend unternehmerische Erfahrung zu haben, sprich, sie sind nicht in der Lage, komplexe Unternehmensstrukturen zu überblicken und zu verstehen. Und das glaubt jemand? Und im Übrigen gibt es Unternehmen, die ihren Aufsichtsräten ein „Onboarding“ bieten. Was das ist? Eine 6-12 monatige begleitete Einarbeitung in die Komplexität des zu beaufsichtigenden Unternehmens.
Warum sollte das nicht eine Frau sein?